Er hatte Mitleid mit ihnen ...

Manchmal kann einem die Not und das Elend in unserer Welt so sehr zu Herzen gehen, dass man verzweifeln könnte. Da gibt`s das Elend in den Flüchtlingsquartieren. Oder die vielen hungernden Kinder in unserer Welt.
Man braucht nur mit offenen Augen die Welt zu betrachten, und ist betroffen davon, wie verletzt, wie hilfsbedürftig viele Menschen sind - und man fühlt sich ohnmächtig und überfordert, man weiß nicht, wie man helfen könnte.
Das Sehen und Erkennen der Not kann einerseits lähmen: Man möchte die Augen verschließen und die Ohren. Man möchte am liebsten nichts wahrhaben, weil man das Gefühl hat: Das ist alles zu viel, das übersteigt meine Möglichkeiten. - Und dann ziehen wir uns zurück.
Gar nicht aus Bosheit. Mehr aus Angst und Hilflosigkeit.
So reagieren auch die Jünger im heutigen Evangelium:
"Schick sie doch weg!" sagen sie. "Wir können den Hunger dieser Masse nicht stillen. Wir sind überfordert. Sie sollen selbst schauen, wie sie zurechtkommen!"
Ist ja auch verständlich, diese Reaktion.
Das Sehen und Erkennen der Not kann aber auch in Bewegung bringen und ermutigen, etwas zu tun:
"Er hatte Mitleid mit ihnen" - heißt es von Jesus.
"Sie brauchen nicht wegzugehen" - sagt er. "Gebt ihr ihnen zu essen!" - "Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische hier! Was soll man damit, bei dieser Menge?"
"Bringt sie mir her!" - Es scheint Jesus gerade darauf anzukommen, die Situation auf die Spitze zu treiben, um den Jüngern und uns die Augen zu öffnen und das Herz, für ein wunderbares Geheimnis des Lebens.
Jesus nimmt das wenige, das da ist, in seine Hände.
Er dankt dafür - er bricht die Brote - gibt sie den Jüngern - und sie geben sie den Leuten. -
Und alle aßen und wurden satt.
Was Jesus uns durch seine Handlung zeigen möchte, ist offenbar dies:
Wir sollten uns nicht lähmen lassen, von der Angst.
Wir dürfen nicht von vornherein etwas für unmöglich halten. Die Not als zu groß und unsere Möglichkeiten als zu klein einschätzen.
Wir sollten, aus dem unmittelbaren Impuls des Mitleids heraus, einfach geben, was wir zu geben haben.
Einfach einsetzen, was da ist - und wäre es noch so gering und schiene es uns noch so unsinnig.
Wenn wir geben, was wir haben - ohne zu kalkulieren, ohne zu rechnen, ob sich das ausgeht - kann sich "Wunderbares" ereignen: fast leere Hände können so viel geben, dass es mehr als genug ist.
Und es gibt dieses "Wunder", auch heute.
Und wir tragen dazu bei. Immer wieder werden wir, - von der Caritas z. B.,(jetzt wieder bei der "Augustsammlung"), aber auch von anderen Einrichtungen gebeten zu "geben"
Und wir geben auch. Es ist nicht wenig, was so das Jahr über gespendet wird". Und es hilft auch. Wie die Berichte der Hilfsorganisationen ja beweisen.
Das darf man auch sehen.
Es gibt dieses "Wunder" - oft unbemerkt und unauffällig -auch in unserem alltäglichen Umgang miteinander.
Bei einer Katastrophe, bei einem Notfall in der Nachbarschaft - es ist wirklich "bewundernswert", was auf einmal alles möglich wird. Es ist erstaunlich, wie aktiv und kreativ Menschen werden, wozu sie bereit sind, wenn es notwendig ist.
"Er hatte Mitleid mit ihnen" - das ist die Voraussetzung für dieses Wunder. Das "Mitleid".
Solange uns das Mitleid nicht verloren geht, solange nicht die Gleichgültigkeit unsere Herzen verhärten lässt, solange uns noch etwas innerlich "berührt", sind solche "Wunder" möglich.
Er nahm die Brote und die Fische, das, was da war, blickte zum Himmel auf, dankte Gott, und gab es weiter: - Und es reichte für alle.
Nichts anderes können und sollen wir tun.
Nichts anderes wird von uns erwartet:
dass wir unsere Möglichkeiten in die Hand nehmen -
und seien sie noch so bescheiden:
unsere Liebe, unsere Menschlichkeit, unsere Zeit, unsere Begabungen. - Genauso aber auch unsere materiellen Güter - "in die Hand nehmen" - dafür danken - und geben. Wir sollten es wagen, immer wieder.
Und an das Wunder glauben.
Amen.